Kurzer Überblick
Tool wurde 1990 gegründet und trat unter anderem mit der befreundeten Band Rage Against the Machine auf. Bekannt wurde sie jedoch durch die Lollapalooza-Tour 1993. Die Musikvideos zu „Stinkfist“ oder „Prison Sex“ von den Alben Ænima und Undertow sowie „Schism“ beziehungsweise „Parabola“ vom Album Lateralus wurden sogar auf Musiksendern wie beispielsweise MTV ausgestrahlt, zum Teil jedoch stark zensiert. So wurde der Titel des Songs „Stinkfist“ als so anstößig empfunden, dass das Video bei MTV unter dem Namen „Track #1“ lief. Dennoch erhielt die Band für die Lieder „Ænema“ und „Schism“ von Ænima respektive Lateralus jeweils einen Grammy in der Kategorie „Best Metal Performance“.
Die frühen Jahre (1990–1995)
Während der 1980er Jahre zogen die späteren Mitglieder von Tool, Gitarrist und Bassist Paul d'Amour, Schlagzeuger Danny Carey, Gitarrist Adam Jones und Sänger Maynard James Keenan unabhängig voneinander nach Los Angeles. Während d’Amour und Jones ins Filmgeschäft einsteigen wollten, wurde Carey Schlagzeuger bei Carole King, Pigmy Love Circus und Green Jellÿ.
Ende der 1980er Jahre gründete Keenan mit d’Amour und Jones eine eigene Band. Als Carey, den Jones über einen alten Freund kennen gelernt hatte, 1990 Nachbar von Keenan wurde, trat er ebenfalls der Band bei, die sich nun Tool nannte. Bereits im darauffolgendem Jahr gingen Tool mit Rollins Band, Skitzo, Fishbone, und Rage Against the Machine auf ihre erste Tournee.
1992 konnten Tool sich mit ihrer ersten kommerziellen Veröffentlichung Opiate (EP), deren Namen aus dem bekannten Zitat „Religion ist das Opium des Volkes“ von Karl Marx abgeleitet wurde, zumindest in der Untergrundszene einen Namen machen. Auf dieser aus sechs Liedern bestehenden EP wurden die härtesten zu dem Zeitpunkt geschriebenen Songs zusammengestellt, um Tool möglichst als Metalband vermarkten zu können, obwohl schon einige der später auf Undertow erschienenen Songs live gespielt wurden. Singles waren „Hush“ und „Opiate“, wobei für „Hush“ zusätzlich von Ken Andrews ein Video gedreht wurde, in welchem die Bandmitglieder als Protest gegen Zensur nackt mit zugeklebtem Mund dargestellt wurden. Dies ist bislang das einzige Video, in dem Mitglieder der Band selbst zu sehen sind, außer ein paar kurzen verwaschenen Szenen in „Sober“.
Mit Undertow folgte 1993 das erste volle Album der Band. Im selben Jahr wurde Tool für einen Auftritt auf der zweiten Bühne des Lollapalooza verpflichtet, allerdings aufgrund ihrer steigenden Beliebtheit bei den Fans kurzfristig auf die Hauptbühne verschoben. Dieser Auftritt sorgte unter anderem dafür, den Bekanntheitsgrad in der Szene zu steigern und Undertow zum Gold-Status zu verhelfen. Am 14. Mai 2001 erreichte es Doppel-Platin.
Erste Single war Sober, für die noch 1993 ein Video in Stop-Motion-Technik produziert wurde. Regie führte Fred Stuhr (bekannt von Green Jello), Adam Jones steuerte das Modell einer hölzernen Box bei.
Im Mai 1993 sollten Tool im Garden Pavilion in Hollywood spielen. Erst kurz vor dem Auftritt erfuhren sie, dass der Platz zu L. Ron Hubbards Church of Scientology gehört. In einem späteren Interview sagte Maynard, dass er die meiste Zeit der Show wie ein Schaf zu den Zuschauern blökte.
Für das Video zur zweiten Single Prison Sex, welches unter Adam Jones' Regie 1994 produziert wurde, erhielten Tool überwiegend negative Kritiken in der Öffentlichkeit, da es vielen zu verstörend war. Auch MTV nahm das Video ziemlich schnell aus dem Programm. 1995 wurde es trotzdem bei MTVs Music Awards in der Kategorie 'Best Special Effects' nominiert.
Im September 1995, während der Aufnahmen des zweiten Studioalbums, verließ d’Amour die Band freundschaftlich aufgrund musikalischer Divergenzen und wurde im November durch Justin Chancellor, damaliger Bassist von Peach, ersetzt, nachdem im Oktober Maynards Highschool-Freund Chris Floyd abgesagt hatte. Neben Chancellor waren u.a. Scott Reeder (Kyuss, Unida), Frank Cavanagh (Filter), Marco Fox (Zaum) und E. Sheperd Stevenson (Pigmy Love Circus) in der engeren Auswahl. Justin traf Tool schon 1991 in New York, weil sein Bruder, der ein kleines Label betrieb, das Demo der Band bekam und beide Fans der Band wurden. Dieser Kontakt verhalf Justins Band Peach 1994 dazu, als Vorgruppe auf Tools England-Tournee verpflichtet zu werden. Als Paul d’Amour die Band verließ, fragten Tool bei Chancellor an, bekamen jedoch zuerst eine Absage. Dieser wollte, nachdem sich Peach sechs Monate zuvor aufgelöst hatte, mit dem Gitarristen eine neue Band gründen, entschied sich letztendlich jedoch für die Bassistenstelle bei Tool.
Ænima, A Perfect Circle und Salival
Nachdem Chancellor als neuer Bassist einstieg, wurden die Aufnahmen zu Ænima, einem Kofferwort aus „Anima“ (lateinisch für Seele) und „Enema“ (englisch für Einlauf), fertiggestellt, welches im Oktober 1996 veröffentlicht wurde. Mit der Single Stinkfist sorgten Tool abermals für Aufsehen. MTV spielte das Video diesmal zwar, änderte den Namen jedoch in „Track #1“, viele Radiosender kürzten den Song oder änderten die Texte, da der Titel und der Text eine Assoziation mit Faustverkehr (engl. Fisting) ermöglichten. Mit der Single Ænema gewannen Tool 1998 ihren ersten Grammy-Award für den besten Song aus dem Bereich Metal.
1997 kam es zum Streit zwischen der Band und ihrem Plattenlabel Volcano Records, welcher die Arbeiten am dritten Album unterbrach und störte. In dieser Phase gründete Keenan mit dem lange Zeit für die Gitarrentechnik zuständigen Billy Howerdel das Nebenprojekt A Perfect Circle.
An diesem Punkt kamen Gerüchte auf, dass eine Trennung der Band in nächster Zeit nicht unwahrscheinlich wäre, welche aber 2000 mit Veröffentlichung des Boxsets Salival ein Ende fanden. Dieses Boxset enthält neben Coverversionen von Led Zeppelins „No Quarter“ und Peachs „You Lied“, dem neuen Lied „Merkaba“, älteren Live-Aufnahmen auch eine mittlerweile bei Fans sehr beliebte alternative Version von „Pushit“. Ebenfalls Teil der Box waren entweder eine VHS-Kassette oder eine DVD mit allen bislang von Tool veröffentlichten Videos, wobei das Video zu „Hush“ nur auf der DVD-Version enthalten ist.
Lateralus
Im Januar 2001 kündigten Tool ein vermeintliches Album mit den Namen Systema Encéphale an, dessen Titel esoterische und okkulte Namen wie „Numbereft“, „Encephatalis“, „Musick“ und „Coeliacus“ aufweisen. Innerhalb kürzester Zeit wurden die zahlreichen Filesharing-Angebote von Dateien mit diesen Namen überschwemmt. Zu dieser Zeit begannen auch die Bandmitglieder sich kritisch über die illegale Verbreitung von MP3-Dateien im Internet, im Speziellen über File-Sharing-Programme wie Napster, zu äußern, da es vor allem für die noch unbedeutenderen Künstler wichtig sei, Geld über CD-Verkäufe einzunehmen.
Nur einen Monat später erklärten Tool, dass das neue Album Lateralus heißen werde und dass Systema Encéphale mitsamt seiner Titelliste nur ein Fake war, um die Öffentlichkeit und vor allem das Internet mit seinen illegalen Möglichkeiten zu täuschen. Die Songs auf diesem Album waren fast alle über sechseinhalb Minuten lang, abgesehen von den Interludien, das Video zu „Parabol/Parabola“ zog sich sogar über zehn Minuten hin. Aus diesem Grund wurden die Videos und Lieder nur sehr selten im Fernsehen und Radiostationen gespielt.
Trotzdem wurde das Album ein Erfolg und stieg schon in der ersten Woche auf Platz 1 in den Billboard-Top-200-Albumcharts. Für die Single Schism bekamen sie 2001 ihren zweiten Grammy für die beste Metalperformance.
Nach einer ausgedehnten Welttournee 2001/2002, einschließlich einer kleinen Tournee über 10 Auftritte mit King Crimson, fand das Abschlusskonzert am 24. November 2004 in der Long Beach Arena in L.A. statt. In der folgenden Zeit beschäftigte sich Keenan wieder vermehrt mit seinem Nebenprojekt A Perfect Circle.
Am 20. Dezember 2005 wurden zwei DVDs veröffentlicht, von denen eine das Video zu „Schism“ und die andere das „Parabol/Parabola“-Video beinhalten. Zusätzlich auf den DVDs vertreten sind Remixe dieser beiden Songs von Lustmord.
10,000 Days
Nach einer längeren Pause, in der Keenan mit A Perfect Circle auf Tournee war, begannen Tool mit den Produktionen für ihr neues Album. Zwei Wochen vor der Veröffentlichung am 2. Mai 2006 tauchte eine geleakte Version illegal in diversen File-Sharing-Netzen auf. Trotz dieses Vorfalles verkaufte sich das Album in der ersten Woche 564.000 Mal und stieg überall in der Welt in die Top-10-Charts ein, in vielen Ländern sogar gleich auf Platz 1. Das Album wurde bei den Grammy Awards 2007 mit dem Best Recording Package (Beste Verpackung einer Aufnahme) ausgezeichnet. Die CD-Hülle ist sehr künstlerisch und außergewöhnlich gestaltet, u. a. ist in die Hülle eine Art „Brille“ (Stereoskop) integriert, mit der man die Abbildungen im Booklet dreidimensional betrachten kann. (Im geschlossen Zustand verhilft die Brille einem Gesicht auf dem Cover zu schärferem Durchblick).
Stil
Tool live in Mannheim 2006Musikalisch ist auf Einflüsse von Bands wie Meshuggah, King Crimson, Led Zeppelin und Pink Floyd zu verweisen. Tool zeichnet sich durch komplexe, ungewohnte Songstrukturen aus, sowie durch meist undurchsichtige, oft spirituell beeinflusste Texte. Signifikant für die Musik ist neben dem meist melancholischen Gesang Keenans der häufige Gebrauch von unüblichen Rhythmen und Taktartwechseln. Vergleichsweise selten werden 4/4-Takte benutzt. Es dominieren Stücke in 5er, 7er, 9er, 11er und 13er Taktarten, aber selbst die potenziell geradzahligen werden noch asymmetrisch unterteilt. So ist „Schism“ beispielsweise auf langer Strecke ein 12er Takt, der in 5 und 7 unterteilt wird anstatt in 4 mal 3. Der 5er-Block ist wiederum subdividiert in 2+3, der 7er in 2+2+3.
Maynard James Keenan singt bei Live-Shows fast immer seitwärts oder mit dem Rücken zum Publikum und tanzt während längeren Passagen ohne Gesang eine Art rhythmischen Ausdruckstanz. Die Kommunikation mit dem Publikum oder eine Animation desselben entfällt.
Die hauptsächlich von Adam Jones stammenden grafischen Arbeiten und seine von ihm konzipierten Stop-Motion-Musikvideos sowie die auch visuell ausgefeilten Live-Auftritte sind ein wichtiges Markenzeichen der Band. Adam Jones spielt auf drei Gitarrenverstärkern gleichzeitig – ein modifiziertes Vintage Marshall Bass Topteil mit Marshall 4x12 Box und zwei Diezel VH-4 (Jones spielt nur den dritten Kanal) mit je zwei Mesa Boogie 4x12 Vintage 30 Boxen. Auch die elektronischen Elemente werden nie Playback, sondern stets von der Band selbst erzeugt, zum Beispiel mittels pedalsteuerbaren Synthesizern oder elektronischen Schlagzeugelementen (Triggerpads).
Ein strittiges Thema unter Fans ist die Einordnung der Band in ein musikalisches Genre. Einige Stilrichtungen werden im Zusammenhang mit Tool aber besonders häufig genannt. Dazu zählen u.a. Art Rock, Progressive Rock und Progressive Metal. Keenan selbst bezeichnete in einem Interview seinerzeit einen eigenen, „Thinking Man's Metal“ genannten Stil (Metal des denkenden Menschen).
Nebenprojekte
Während der langen Pausen zwischen den Albumaufnahmen widmen sich die Mitglieder der Band diversen anderen Projekten. So spielt Danny Carey Schlagzeug bei Pigmy Love Circus und Volto (die Bands treten mehr oder weniger regelmäßig in kleineren Clubs in LA auf), Justin Chancellor war Mitglied der Band Peach (Version des Peach-Songs „You Lied“ auf dem Live-Album Salival), Adam Jones war auch Tourgitarrist bei den Melvins, während Maynard J. Keenan zusammen mit (Ex-Tool-Gitarren-Techniker) Billy Howerdel, Troy Van Leeuwen (zweite Gitarre), Josh Freese (Schlagzeug) und Paz Lenchantin (Bass, Violine und Klavier) die Band A Perfect Circle gründete. Mittlerweile wurden Van Leeuwen und Lenchantin von James Iha (zweite Gitarre/Ex-Smashing Pumpkins) und Jeordie White (Bass/früher als Twiggy Ramirez bei Marilyn Manson) ersetzt. Zudem beschäftigt sich Maynard derzeit mit einem Soloprojekt namens Puscifer.
Namensherkunft
Obwohl zahlreiche Spekulationen um den vieldeutigen Namen der Band zirkulieren, hat die Band selbst zwei Erklärungen propagiert. Während eine der Erklärungen die Pseudophilosophie „Lachrymology“ bemüht, zielt die andere Erklärung auf eine direktere Interpretation des Namens ab: „Tool ist genau das, wonach es sich anhört: Es ist ein großer Schwanz. Es ist ein Schraubstock. Es ist ein Verb, ein aktiver Prozess der Suche, des Grabens, wie in 'benutze uns', wir sind die Schaufel, das Streichholz, der Säurelöscher, Dein Werkzeug; benutze uns als ein Katalysator in Deinem Prozess der Suche nach dem, was Du auch immer suchen magst, oder was auch immer Du erreichen willst.‘“ (Interview mit Maynard James Keenan, 1994) [1]