Heartless Without You
  Radiohead
 

Radiohead ist der Name einer Alternative-Rock-Band, die 1986 in Oxford, England gegründet wurde. Damals noch unter dem Namen On A Friday auftretend, erfolgte 1989 die Umbenennung in Radiohead, nach einem Song der Talking Heads namens Radio Head.

Die Band besteht aus Thom Yorke (Gesang, Rhythmusgitarre und Piano), Jonny Greenwood (Gitarre, Keyboard, Ondes Martenot), Colin Greenwood (E-Bass), Ed O'Brien (Gitarre und Backgroundvocals) und Phil Selway (Schlagzeug).

Bandgeschichte

 

 

Erster internationaler Erfolg von Radiohead war die Single Creep (1993), die sich über einen längeren Zeitraum in den Charts vieler Länder hielt. Später wandte sich die Gruppe von diesem Lied ab und weigerte sich, es live zu spielen, weil sie fürchtete, der Inhalt würde als Selbsthass missverstanden und von den Fans überbewertet werden.

Ihr erstes Album Pablo Honey (1993) mutete noch recht traditionell an, mit Einflüssen der 1960er Jahre, aber auch Einflüssen von Bands wie den Pixies oder Nirvana. Doch schon mit ihrem nächsten, The Bends (1995), fanden sie zum für sie typischen, rockigen Ausdruck und reiften in lyrischer wie musikalischer Hinsicht. Das Album wurde weithin gelobt.

Erwähnenswert ist die EP My Iron Lung (1994), die zwischen den beiden Alben veröffentlicht wurde und den Übergangszustand zwischen der poppigen Schlichtheit von Pablo Honey und der Härte und Tiefe von The Bends erkennen lässt. Produzent Nigel Godrich arbeitet mit der Band seit der Aufnahme von The Bends und hatte deutlichen Einfluss auf deren Klang, weshalb er bisweilen als sechstes Bandmitglied bezeichnet wird.[1]

Nach zwei Jahren, in denen die Band fast ausschließlich auf Tour war und dort neues Songmaterial wie Airbag, Paranoid Android und unter anderem auch Subterranean Homesick Alien testete, veröffentlichte Radiohead das Album OK Computer (1997), das vor allem in Umfragen noch größere Zustimmung fand als The Bends. In OK Computer nahm die Band musikalische Risiken auf sich, die unüblich für die Welt des Britpop waren, indem sie mit Raumklang und Rauschen experimentierte. So ist zum Beispiel „Fitter Happier“ ein Song fast ohne Instrumentalbegleitung und mit einer computergenerierten Stimme. Unter dem Titel „7 Television Commercials“ erschien 1998 eine Video-Sammlung mit den Videoclips zu „Paranoid Android“, „Street Spirit“, „No Surprises“, „Just“, „High and Dry“, „Karma Police“ und „Fake Plastic Trees“.

Nach einer Welttourneeverbrachte die Band die zweite Hälfte des Jahres 1998 und das gesamte Jahr 1999 in ziemlicher Stille und trat nur selten auf. Im Jahr 2000 kehrten sie mit der gedämpfteren, elektronischen Platte Kid A zurück. Die Band experimentierte wieder, nannte als Einflüsse Alice Coltrane und Paul Lansky sowie Warp Records. Kid A erschien ohne Medienrummel, die Band gab sehr wenige Interviews, es wurden Musikvideos produziert, die nur im Internet veröffentlicht wurden (z. B. Motion picture soundtrack), und so genannte 'Blips’, sehr kurze Musikclips, liefen auf den Musiksendern. Trotzdem erreichte das Album Nummer-1-Status in den US-Charts, möglicherweise auch, weil das Album vor der Veröffentlichung auf Napster erhältlich war[2].

 

Das Album Amnesiac wurde in der Mitte des folgenden Jahres veröffentlicht und bestand aus weiterem Material derselben Aufnahmesessions wie Kid A. Die Alben sind einander ähnlich und enthalten zwei verschiedene Versionen des Liedes Morning Bell. Um die Beziehung der beiden Platten zu beschreiben, vergleicht die Band Kid A mit dem Betrachten eines Feuers aus großer Entfernung, wohingegen man sich bei Amnesiac im Inneren des Feuers befinde. Auch erwähnte Thom Yorke den folgenden Vergleich: Kid A ist zu vergleichen mit einer Nachricht auf einem Anrufbeantworter, wohingegen Amnesiac die Antwort, der Rückruf ist.

2003 veröffentlichte die Band ihr sechstes Album Hail to the Thief, das sich weniger auf elektronische Experimente stützt als seine beiden Vorgänger, sich aber gleichfalls vom gitarrengetriebenen Rock der Anfangszeit absetzt. Der Titel sorgte für Aufsehen, da er als Anspielung auf den Ausgang der amerikanischen Präsidentschaftswahlen 2000 zu interpretieren war. Hail to the Thief war zur Verärgerung der Band schon einige Monate vorher in einer roh gemixten Version im Internet verfügbar. Radiohead zeigten sich in Interviews jedoch auch verärgert darüber, dass EMI Records die CD-Ausgabe des Albums gegen den Willen der Band mit einem Kopierschutz ausgestattet hatte. Mit der Veröffentlichung von Hail to the Thief war Radioheads Vertrag mit EMI Records ausgelaufen, woraufhin die fünf Musiker wenig Interesse daran zeigten, diesen zu verlängern. Auch mit anderen Plattenfirmen wurde zunächst kein Nachfolgevertrag abgeschlossen.

Als erstes Bandmitglied veröffentlichte Jonny Greenwood 2003 ein Soloalbum: Bodysong, den Soundtrack zur gleichnamigen Dokumentation von Simon Pummel. Der Film zeigt die Entwicklung und wichtigsten Lebensstationen des Menschen von der Geburt bis zu seinem Tod. Die Musik ist sehr jazzig und experimentell. Greenwood setzte für das Album auch mehrere Ondes Martenot ein, ein Instrument aus der Anfangszeit der elektronischen Instrumente. Auch ist sein Bruder Colin auf dem Album zu hören. 2006 veröffentlichte Thom Yorke mit dem Album The Eraser eine Soloplatte mit elektronisch untermalten Popsongs. Als erster Song wurde der Titel „Harrowdown Hill“ als Single ausgekoppelt.

In der Verfilmung von Harry Potter und der Feuerkelch traten 2005 Phil Selway und Jonny Greenwood gemeinsam mit Jarvis Cocker, dem Frontmann von Pulp, als Zauberer-Rockband Weird Sisters beim Weihnachtsball auf.

Der Song „Paranoid Android“ wurde 2006 nach Zustimmung der Band zum Ending-Theme der japanischen SciFi-Anime-Serie „Ergo Proxy“ von Geneon Entertainment, die sich vor allem mit der psychologischen Entwicklung der Hauptcharaktere befasst.

Nach einer Welttournee 2006 arbeiteten Radiohead an der Fertigstellung ihres neuen Albums In Rainbows. Da Radiohead nach dem Auslaufen des 6-Alben-Vertrags bei EMI keinen neuen Plattenvertrag abgeschlossen haben, war das am 10. Oktober 2007 erschienene Album bis Dezember 2007 als Download (MP3 mit 160 KBit/s) oder Discbox nur im Selbstvertrieb über die Website der Band erhältlich.[3][4] Dabei bestimmte der Kunde den Preis für den Download selbst. Laut Onlinedienst ComScore entschieden sich 62 Prozent aller Nutzer dazu, gar nichts zu bezahlen. Die Discbox zum Festpreis von 40 britischen Pfund (≈57 €)enthielt das Album mit dessen zehn Liedern als CD und zwei 12-Zoll-Vinyl, eine Bonus-CD mit acht unveröffentlichten Liedern, die Downloadmöglichkeit, die Liedertexte der Haupt-CD, Fotografien und Artwork. Die Downloadmöglichkeit diente laut Radiohead-Manager Bryce Edge der Werbung für die zusätzlich im Januar 2008 erscheinende CD-Version des Albums in Zusammenarbeit mit XL Recordings.[5][6][7] Trotz vorübergehender kostenlosen Verfügbarkeit erreichte die CD-Version des Albums im Januar 2008 mit 122.000 verkauften Exemplaren den ersten Platz der US-Musikcharts.[8]

Stil

 

Radiohead haben im Laufe der Zeit stilistisch sehr verändert und sind nur schwerlich einem einzelnen Genre zuzuordnen.

Zu Beginn ihrer Karriere wurden sie der Britpop-Welle zugeordnet. Nicht zuletzt wegen des Erfolgs der Single Creep wurden sie zuweilen auch als One-Hit-Wonder eingeschätzt. [9] Ihr zweites Album The Bends wurde von den meisten Kritikern dann auch als überraschende, konsequente Weiterentwicklung eingeschätzt, das die „stärksten Momente des Vorgängers Pablo Honey auf den Punkt bringt“.[10] Es besitzt zwar immernoch eine für die frühe Radiohead-Phase typische Eingängkeit, zeigt sich im Vergleich zum Vorgänger jedoch schon deutlich komplexer und epischer.

Diese Tendez setzte sich auch auf ihrem nächsten Album, OK Computer, fort. Die Band verband den Sound von The Bends mit Einflüssen aus Ambient, Avantgarde und elektronischer Musik. Das Resultat wurde von Kritikern fast ausnahmslos positiv aufgenommen und gilt als eines der einflussreichsten und wichtigsten Alben der Neunziger Jahre.[11][12]

Ausgelaugt von der langen Tour zu OK Computer folgte der Nachfolger Kid A erst im Jahr 2000. Radiohead blieben ihrem Weg der konsequenten Weiterentwicklung ihres Sounds treu. Die Band gab keine Interviews zu Kid A; auch Singles oder Videos wurden nicht ausgekoppelt. Die Gitarre nimmt auf diesem Album eine wesentlich kleinere Rolle ein, als auf allen vorherigen Alben, stattdessen dominieren elektronische Klänge und Einflüsse aus Krautrock, Free Jazz und auch moderner klassischer Musik. Wie schon Ok Computer gewann es den Grammy Award für das beste Alternative Musik Album. Bei Kritikern und Fans wurde Kid A sehr unterschiedlich aufgenommen. Einige sehen das Album als „Grenzen überschreitendes […] Gesamtkunstwerk“[13], einige Fans konnten mit der neuen Ausrichtung der Band allerdings nichts mehr anfangen. Trotz seiner Komplexität war das Album jedoch alles andere als kommerzieller Misserfolg.

Das fünfte Studioalbum Amnesiac folgte nur einige Monate nach Kid A und wird oft mit diesem verglichen, da die Stücke der beiden Alben ihren Ursprung in den selben Sessions haben. Auch Amnesiac lässt sich keinesfalls mit einem Genrebegriff alleine beschrieben, sondern bedient sich Elementen aus verschiedensten Stilen, insbesondere der Jazz ist hier ausgeprägter als auf jedem anderen Radiohead-Album. Insgesamt führt es jedoch die auf Kid A eingeschlagene Richtung fort.[14]

Mit ihren beiden jüngsten Veröffentlichungen Hail to the Thief und In Rainbows kehrten Radiohead dann wieder ein Stück weit zur Gitarrenmusik zurück, was jedoch nicht heißt, dass die elektronischen Anleihen und aufgebrochenen Songstrukturen der Vorgängeralben verschwunden sind. Vielmehr bilden beide Alben eine Schnittmenge aller vorherigen Alben. So schreibt beispielsweise plattentests online zu In Rainbows: „Man könnte gar von Stagnation sprechen, weil Radiohead scheinbar nicht mehr unbedingt vorwärts streben, sondern auch seit- und rückwärts, um sich auf bereits erarbeitete Tugenden zu besinnen“[15]

Artwork

Im Laufe der Zeit hat Thom Yorke (auf den CDs als 'Tchocky’, 'Dr Tchock’, 'The White Chocolate Farm’ usw. erwähnt) zusammen mit Stanley Donwood ein eigenwilliges Artwork entwickelt. Die Zusammenarbeit mit dem ehemaligen Studienkameraden begann mit The Bends. Das Artwork entwickelte sich immer weiter und besitzt seit OK Computer einen sehr hohen Stellenwert für die Band. In Kid A und Amnesiac besteht es hauptsächlich aus düsteren Landschaften.

Für Hail to the Thief entwickelten Yorke und Donwood ein Design, das einem farbenfrohen Stadtplan ähnelt, der mit verschiedenen „medialen“ Begriffen versehen wurde. Diese entnahm Yorke den Nachrichten, da sie in ihm bestimmte Gefühle auslösten und seiner Meinung nach darum auch gezielt von Sendern, Firmen und Politikern eingesetzt wurden. In einem Interview verweist er auf das Neusprech (Newspeak), eine in George Orwells Roman 1984 vorkommende Sprache.

Diskografie

Alben

EPs

Singles

  • 1992: Creep
  • 1993: Anyone Can Play Guitar
  • 1993: Pop Is Dead (nur in UK)
  • 1993: Stop Whispering (nur in USA)
  • 1994: My Iron Lung
  • 1995: High And Dry / Planet Telex
  • 1995: Fake Plastic Trees
  • 1995: Just
  • 1996: Street Spirit (Fade Out)
  • 1996: The Bends (nur in Irland)
  • 1997: Paranoid Android
  • 1997: Karma Police
  • 1998: No Surprises
  • 1998: Lucky (nur in Frankreich)
  • 2001: Pyramid Song
  • 2001: Knives Out
  • 2003: There There
  • 2003: Go to Sleep
  • 2003: 2+2=5
  • 2007: Bodysnatchers (nur als Download)
  • 2008: Jigsaw Falling Into Place
  • 2008: Nude

Videos und DVDs

  • 1994: Live at the Astoria (VHS/DVD)
  • 1998: 7 Television Commercials (VHS; Re-Release als DVD 2003)
  • 1998: Meeting People Is Easy (VHS/DVD)
  • 2003: Homework (DVD)
  • 2004: The Most Gigantic Lying Mouth of All Time (DVD)
  • 2008: The Best of Radiohead (DVD)

Musikalische Arbeiten außerhalb der Band

  • 1998: Velvet Goldmine – OST-CD - Thom Yorke und Jonny Greenwood als Mitglieder der fiktiven Filmband Venus in furs
  • 1998: El President – Maxi-CD mit Drugstore - Thom Yorke
  • 1998: Rabbit in Your Headlights – Maxi-CD mit UNKLE - Thom Yorke
  • 2000: I've Seen It All – Duett mit Björk - Thom Yorke (zu finden auf SelmaSongs, dem Soundtrack zum Film Dancer in the Dark)
  • 2000: Stories From the City, Stories From the Sea – CD mit PJ Harvey - Thom Yorke (im Duett in This Mess We're In und im Background in One Line und Beautiful Feeling)
  • 2001: 7 Worlds Collide – CD & DVD mit Neil Finn – Ed O'Brien und Phil Selway
  • 2004: Bodysong – CD & DVD – Jonny Greenwood
  • 2006: The Eraser – CD – Thom Yorke
  • 2007: There Will Be Blood – CD – Jonny Greenwood
  • 2007: The White Flash - Modeselektor feat. Thom Yorke

Sonstiges

  • 2002: Veröffentlichung von „Everything In It's Right Place“ auf dem Soundtrack zu Vanilla Sky
  • 2006: Veröffentlichung von „Paranoid Android“ auf dem Soundtrack zu Ergo Proxy (Ergo Proxy OST 1)

Literatur

  • Exit Music - Die Geschichte von Radiohead von Donald Randall, Bosworth Music Berlin 2006, ISBN 978-3-86543-183-7
 
 
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