Disturbed (engl.: „gestört“) ist eine US-amerikanische Band. Sie wurde im Jahre 1996 in Chicago gegründet. Disturbed gilt heute in der Regel als Alternative Metal-Band. Die genaue Genrezugehörigkeit ist umstritten.
Am 31. Mai 2008 erschien ihr viertes Studioalbum Indestructible. Bis September 2008 hat die Band weltweit mehr als zehn Millionen Alben verkauft.[1] Abgesehen vom Debüt stieg jedes Studioalbum auf Platz eins der US-amerikanischen Charts ein.
Bandgeschichte
Die frühen Jahre
Die Band wurde 1996 von den ehemaligen „Vandal“-Mitgliedern Dan Donegan (Gitarre) und Steve „Fuzz“ Kmak (Bass) gegründet.[2] Nachdem die Musiker mit Mike Wengren einen Schlagzeuger engagierten begab sich die Band auf die Suche nach einem passenden Sänger. Nachdem mehrere Kandidaten kamen und gingen gab die Band eine Zeitungsanzeige auf, auf die sich David Draiman meldete. Draiman hatte zuvor noch nie in einer Band gesungen. Bei den Proben überzeugt Draiman die Band durch sein versiertes Organ und durch sein Auftreten, so dass Draiman schließlich in die Band aufgenommen wird.[3]
Die Band, die sich auf Draimans Vorschlag hin Disturbed nennt, nahm ein Demo auf welches schnell das Interesse verschiedener Plattenfirmen weckte. Über den Produzenten des Demos gelang eine Kopie der Aufnahmen an den Manowar-Bassisten Joey DeMaio, der sich in der Folgezeit sehr für die Band einsetzt.[4] Disturbed spielten zahlreiche Konzerte im Umland von Chicago und erspielte sich langsam eine Anhängerschaft. Nur in Chicago konnte die Band lange Zeit keinen Fuß fassen, da zur damaligen Zeit die Alternative-Rock-Szene um The Smashing Pumpkins dominierte.
Als die ersten Collegeradiostationen anfingen, Lieder von Disturbed zu spielen, wurden die ersten Plattenfirmen auf die Band aufmerksam. Schließlich unterzeichnet die Band einen Vertrag bei Giant Records, einem Unterlabel der Warner Music Group.[5]
The Sickness und Believe
Unter der Leitung des Produzenten Johnny K nimmt die Band in den Groovemaster Studios in Chicago ihr Debütalbum The Sickness auf, welches im März 2000 veröffentlicht wird. Mit der Debütsingle „Stupify“ schaffte die Band ihren Durchbruch. Mit Ozzy Osbourne konnten Disturbed einen weiteren prominenten Fan für sich gewinnen und werden auf die Ozzfest-Tournee eingeladen. Das Album stieg auf Platz 67 der US-amerikanischen Albumcharts ein[5] und erreichte später Platz 29.[6] Alleine in den USA verkauft sich das Album über vier Millionen Mal und ist bis heute ihr meistverkauftes Werk. Mit „Down With the Sickness“, „Voices“ und „The Game“ wurden drei weitere Singles ausgekoppelt. Das Album enthält ferner noch eine Coverversion des Tears for Fears-Hits „Shout“
Neben dem Album nahm die Band die Einlaufmusik des US-amerikanischen Wrestlers Steve Austin („Glass Shatters“) neu auf und absolvierte in der Folgezeit zahlreiche Tourneen. Im Jahre 2001 waren Disturbed Headliner der zweiten Bühne der Ozzfest-Tour. Später ging die Band zusammen mit Godsmack und den Stone Temple Pilots auf die von MTV gesponserte „Return of the Rock“-Tournee. Das Konzert in Chicago wird von MTV mitgeschnitten und häufig ausgestrahlt.[5] Schließlich ging die Band auf ihre erste, „Music as a Weapon“ genannte, Headlinertour durch Nordamerika. Begleitet wurden Disturbed u.a. von Adema und Drowning Pool.
Ende 2001 reiste die Band erstmals nach Europa, um als Vorgruppe von Marilyn Manson auf dessen Tournee zu spielen. Bassist Steve Kmak konnte an dieser Tour nicht teilnehmen, da er sich den Knöchel brach. Als Ersatz sprang Marty O´Brian (Methods of Mayhem und Kilgore) ein.[5] Während der Tournee sah man am Anfang des Disturbed-Sets Sänger David Draiman blutend auf einem elektrischen Stuhl sitzen. Hiermit sollte symbolisch gezeigt werden, dass Menschen, die sich individuell entfalten wollen, von der Gesellschaft verurteilt werden.[4]
Im Juni 2002 veröffentlichten Disturbed ihre erste DVD namens M.O.L. („Meaning of Life“). Die DVD ist eine Dokumentation und zeigt die Band im Studio und auf Tournee sowie Musikvideos, Livemitschnitte und Interviews. Neben der DVD-Produktion nehmen Disturbed im März und April 2002 ihr zweites Album Believe auf, welches melodischer als das Debüt ausfiel. Das Album wird im September 2002 veröffentlicht und debütiert auf Platz eins der US-amerikanischen Albumcharts. Alleine in der ersten Woche werden in den USA mehr als 283.000 Einheiten verkauft.[7] Bis heute wurde das Album in den USA mehr als zwei Millionen Mal verkauft. In Deutschland erreichte das Album Platz 68. Mit „Prayer“, „Liberate“ und „Remember“ wurden drei Singles ausgekoppelt.
Im Jahre 2003 nahmen Disturbed erneut an der Ozzfest-Tournee teil und traten dieses Mal auf der Hauptbühne auf. Danach ging die Band zusammen mit Chevelle, Taproot und Unloco auf die „Music as a Weapon II“-Tournee. Mitschnitte dieser Tournee wurden im Februar 2004 mit dem Livealbum Music as a Weapon II veröffentlicht. Nach dem Ende der Tournee verließ Bassist Steve Kmak die Band auf Grund von persönlichen Differenzen. Erst Ende April 2004 wurde mit John Moyer, der zuvor bei The Union Underground spielte, ein Nachfolger vorgestellt.[8]
Am 8. Dezember 2004 wurde der ehemalige Pantera-Gitarrist Dimebag Darrell in Columbus während eines Konzertes erschossen. Weitere Crewmitglieder wurden bei dem Versuch, Darrell zu schützen, ebenfalls erschossen bzw. schwer verletzt. Um die Bestattungs- bzw. Krankenhauskosten zu sichern spielen Disturbed zusammen mit Anthrax, Soil und Drowning Pool ein Benefizkonzert in Chicago. Disturbed spielen während ihres Sets zusammen mit Darrells Bruder Vinnie Paul das Panteralied „Walk“ vom Album Vulgar Display of Power.[9]
Ten Thousand Fists und Indestructible
Im Frühjahr 2005 nahmen Disturbed ihr drittes Album Ten Thousand Fists auf. Nach der Veröffentlichung im September 2005 stieg es erneut auf Platz eins der US-amerikanischen Albumcharts ein und verkaufte sich in der ersten Woche 238.000 Mal.[2] Mit über einer Millionen verkaufter Einheiten erhielt das Album in den USA Platin. In Deutschland erreichte Ten Thousand Fists Platz 21 der Charts und wurde vom Rock Hard-Magazin zum „Album des Monats“ gekürt.
Das Coverartwork wurde vom kanadischen Comiczeichner Todd McFarlane entworfen, der insbesondere für die Figur Spawn bekannt wurde. Die Lieder „Guarded“, „Stricken“, „Just Stop“, „Ten Thousand Fists“ und der Genesis-Coverversion „Land of Confusion“ wurden insgesamt fünf Singles ausgekoppelt. Im Herbst 2005 tourte die Band mit Ill Niño und 10 Years durch Nordamerika. Eine für das Frühjahr 2006 angesetzte Europatournee mit Nevermore musste zweimal verschoben werden, da Sänger David Draiman an einer Refluxösophagitis litt und seine Stimme schonen musste.[10] Die Tour wurde im September 2006 nachgeholt. Ebenfalls 2006 waren Disturbed Headliner der „Music as a Weapon III“-Tournee, bei der sie von Stone Sour, Flyleaf und Nonpoint begleitet wurde.
Das Jahr 2007 begann für die Band mit einer längeren Schaffenspause, bevor man im Oktober 2007 mit den Aufnahmen für ihr viertes Studioalbum Indestructible begann. Zum ersten Mal produzierte die Band ihr Album selbst. Am 10. März 2008 spielten Disturbed zusammen mit Filter, den Pussycat Dolls und Jessica Simpson vor US-amerikanischen Soldaten in Kuwait.[11] Veröffentlicht wurde das Album am 3. Juni 2008 und debütierte auf Platz eins der US-amerikanischen Albumcharts. Es verkaufte sich in der ersten Woche 252.000 Mal in den USA.[12] Auch in Deutschland war das Album erfolgreich und erreichte Platz elf der Albumcharts.
Im Sommer 2008 spielten Disturbed auf zahlreichen europäischen Festivals wie z.B. Rock am Ring und für die zweite Jahreshälfte wurden mehrere Konzerttermine, mit Shinedown als Vorgruppe veröffentlicht.
Bandlogo
Das Bandlogo ist eine Zusammensetzung aus Symbolen des Judentums, des Christentums und des Islam: Davidstern, Keltenkreuz und Mondsichel. Die Mondsichel wurde so eingefügt, dass sie dem Symbol teufelsartige Hörner aufsetzt. Außerdem enthält das Logo ein Pentagramm. Die Symbole sind ineinander verflochten.
Stil
Als Haupteinflüsse nennen Disturbed klassische Heavy-Metal-Bands wie Black Sabbath, Judas Priest, Iron Maiden, Queensrÿche, Metallica,[4] modernere Metalbands wie Pantera, aber auch Progressive-Rock-Bands wie Rush.[13]
Die Band wehrt sich dagegen, als eine Nu-Metal-Band angesehen zu werden. In einem Interview mit dem deutschen Rock Hard-Magazin äußert sich Gitarrist Dan Donegan zu dieser Thematik:
„Wir arbeiten so gut wie gar nicht mit Nu Metal-Elementen. Wir haben keinen DJ, bei uns gibt es keinen Rap, keine funky Gitarren. Stattdessen legen wir großen Wert auf fette Riffs der alten Schule, gute Melodien, Doublebass und etwas Pathos.“
– Dan Donegan[4]
Rezeption
Disturbed gehören zu den erfolgreichsten Metalbands dieser Zeit. Sie haben bisher über neun Millionen Alben verkauft. Die Alben Believe, Ten Thousand Fists und Indestructible stiegen alle auf Anhieb auf Platz eins der US-amerikanischen Albumcharts ein. Damit sind Disturbed nach Van Halen, U2, Metallica, der Dave Matthews Band und System of a Down erst die sechste Rockband, der dies gelang.[12] Erfolgreichstes Album bisher ist das Debütalbum The Sickness, welches in den USA mit Vierfachplatin ausgezeichnet wurde.[14]
Das Album Believe belegte in dem Buch „Best of Rock & Metal“, in dem das deutsche Rock Hard-Magazin die ihrer Meinung nach 500 besten Rock- und Metalalben auflistet, Platz 429. Wolf-Rüdiger Mühlmann bescheiningt der Band „große Melodien der alten Schule, Harmonien voller Pathos und ein Frontmann [...] mit einer kraftvollen, klaren Stimme voller Wiedererkennungswert“.[15]
Diskografie
Alben
Singles
- 2000: Voices
- 2000: Stupify
- 2002: Awaken
- 2002: Devour
- 2002: Darkness
- 2002: Remember
- 2002: Liberate
- 2002: Prayer
- 2005: Guarded
- 2005: Stricken
- 2006: Land of Confusion
- 2008: Inside the Fire
- 2008: Indestructible
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DVD
- 2001: M.O.L.
- 2008: Indestructible - Special Edition (CD+DVD)
- 2000: Voices
- 2000: Stupify
- 2002: Remember
- 2002: Prayer
- 2005: Stricken
- 2006: Land of Confusion
- 2008: Inside The Fire
- 2008: Indestructible
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Soundtrackbeiträge